Nachklapp mit Dokumentation [Wieslauftal]

Um nochmals auf den vorherigen Eintrag von letzter Woche zurückzukommen. Heute waren wir wieder in besagter Gegend mit dem Rad unterwegs, diesmal hatte ich allerdings die Kamera dabei. Jetzt kann ich auch beweisen, warum eine Umgehungsstraße ein Projekt von geistig Umnachteten für geistig Umnachtete ist. Mitten auf dem Radweg kommt man an folgender Konstruktion vorbei:

Letzte Woche dachte ich noch, möönsch, da hat aber einer einen gepflegten Bauplatz ergaunert,aber heute sehe ich mit kaltem Grausen, daß das der Rohbau für eine Straßenbrücke werden soll. Tja, wo soll denn hier eigentlich eine Straße langführen? Na ganz einfach, geradewegs mitten hier durch:

Au backe, der sich das ausgedacht hat ist entweder blind oder war noch nie persönlich vor Ort. Ein Trauerspiel. Meine Tochter faßt meine Meinung dazu mit einem passenden Gesichtsausdruck zusammen:

Dampf ablassen

Kaum kommen wieder Leute ums Leben ist entweder Dschihad oder ein Bengel hat angeblich zuviel Counterstrike gezockt. Unsere Welt scheint förmlich um einfache Erklärungen zu betteln. Kann man den Leuten nicht zumuten, daß manche Ereignisse einen etwas komplexeren Hintergrund haben dürfen? Aber um eine kurzfristige Antwort parat zu haben, brauchen Medien, Profilierer und Machtinhaber einfache Problemstellungen. Diese versucht man auf mehr oder minder haarsträubende Weise aus dem Vorgefallenen abzuleiten. Das eigentliche Problem wird damit umgangen, nein, es wird sogar irrelevant. Bahn frei für Aktionismus! Wir haben uns inzwischen dran gewöhnt. Achja, die Terroristen müssen jetzt auch aufpassen in Deutschland, denn Schäuble guckt ihnen inzwischen auf die Finger! Er kann sich in die Reihe mit u.a. MV und Oettinger illuster besetzter, peinlicher Landesgenossen einreihen. Ich schließe die Augen und denke dreimal ganz fest "I gher net dazu"..
Das Schlimme ist, daß der ganzen Denke kein böser Wille zugrunde liegt. Wenn's denn nur so wäre! Dann wüßte ich zumindest, daß wir nicht von ahnungsresistenten Aktivisten regiert werden. Aber es scheint einfach nur nicht zuende gedacht worden sein. Klar ist es praktisch, wenn die Polizei zusätzliche Hilfsmittel für die Verbrechensabwehr erhält. Nur was passiert mit den ganzen Daten? Darum dreht sich im Wesentlichen doch die Kritik. Die CDU offenbart komplette Ignoranz, überhaupt angemessen auf die Frage einzugehen. Arrgh! Und weil das Ganze durch den demokratischen Prozeß gesetzlich festzementiert wird, sind wir alle ein bißchen selbst schuld daran. Zum Haareraufen.

Remoting für Runaways

Ein jeder, der sich noch vage an Dinge wie Corba erinnern kann weiß, welch nette Idee hinter verteilten Objekten steckt: Ein Objekt wird als verteilt gekennzeichnet und wenn es mit einem geeigneten Parameter erzeugt wird, entsteht es auf einem anderen Rechner. Für die Anwendung sieht es aber wie ein lokales Objekt aus, auf das ganz normal zugegriffen werden kann. Hört sich toll an, führt in der Praxis jedoch zu allerlei Problemen, da die Zugriffe von den Launen des Netzwerks abhängig sind. Unter .NET wurde das Rad nochmal unter der Bezeichnung remoting neu erfunden.

Der Zugriff auf ein entferntes Objekt ist einfach, ein paar Zeilen genügen:

string url = string.Format("tcp://{0}:40506/LPT_IO_Server",

                    this.address);

this.remoteObj = (BaseRemoteObject)

   Activator.GetObject( typeof(BaseRemoteObject), url);

Aber jetzt kommt das dicke Ende: Wenn der Server unten ist, bleibt die Anwendung beim Zugriff auf eines der Felder einfach hängen. Es gibt keine Möglichkeit, einen connection timeout einzustellen. Es dauert dann etwa 45 Sekunden, bevor eine SocketException anzeigt, daß da was schiefging. Nicht gut für eine Anwendung mit Benutzerinteraktion. Man kann sich allerdings "dreckig" behelfen, indem man den Zugriff in einen eigenen Thread packt:

Exception setException = null;

System.Threading.Thread setThread = new System.Threading.Thread( delegate()

{

    try

    {

        this.remoteObj.setValue(value);

    }

    catch (Exception ex)

    {

        setException = ex;

    }

});

setThread.Start();

if (setThread.Join((int)5000))

{

    if (setException == null)

    {

        // everything seems to be A-OK

        return true;

    }

}

return false;

Das sieht nicht nur scheußlich aus sondern ist es auch. Aber so funktioniert es wenigstens. Jetzt bekommt man zwar auch eine Exception, aber asynchron. Ich finde es verwunderlich, daß M$ hier auf ein besseres Interface verzichtet hat. Hat man sich aber soweit vorgewühlt, ist die remoting Lösung eine sehr praktische Sache. Keine Socketprogrammierung, kein Marshaling, einfach nur die Objekte deklariert und es kann losgehen.
Meine Anwendung sieht folgendermaßen aus: Auf bis zu 8 entfernten Rechnern laufen Windows Services, die die Datenkanäle des LPT Ports schalten können. Das Interface besteht aus einer einzigen Funktion: setValue(byte). Auf einem zentralen Rechner kann man in einem Fenster alle entfernten Ports einzeln oder gleichzeitig schalten. Aus Remoting-Sicht ist dieser Rechner also der Client, der zu den entfernten Servern eine Verbindung aufbaut. Es ist wirklich phänomenal, wie schnell man zu einem Ergebnis kommt: Hätte ich o.g. Probleme nicht gehabt, wäre ich nach 5 Stunden (einschließlich der Setups) fertig gewesen.

Das Ende der Birne

Minister Gabriel zum Thema "Glühbirne" als politischer Trittbrettfahrer (hatte ich das nicht ein paar Tage vorher woanders gelesen? Welches Land will nochmal gleich die Glühbirnen abschaffen?) Was im Grunde richtig ist, ist aber genauso Lobbyarbeit wie das Editorial des ADAC Vizepräsidenten in der meistgelesenen Zeitschrift Deutschlands. Richtig, das ADAC-"Blättle". Da fordert er, daß die KfZ Besteuerung "umweltgerecht" nach CO2 Ausstoß berechnet werden soll. Das ist zwar auch nicht verkehrt, aber was soll das Ganze, wenn der CO2-reduzierte Neuwagen trotzdem 15l Super zieht? Das hilft höchstens als Daseinsberechtigung für die Bürokratie, neue Vergabeschlüssel für die KfZ zu vergeben und sich im allgemeinen wichtig zu machen. Es ginge doch so viel einfacher: Die KfZ-Steuer, so sie denn sein muß einfach über die Tankstellen einziehen! Die bei der Verbrennung entstehende Gasmenge ist direkt proportional zum Kraftstoffverbrauch. Ganz simpel, das muß man dem Wähler nicht mal extra erklären.
Allem Gemecker hier zum Trotz bin ich froh, daß das Thema Energie endlich die Medienpräsenz hat, die es schon lange verdient hat. Auch wenn meine Elterngeneration die Aufregung nicht nachvollziehen kann und sich gleich bevormundet fühlt, nur weil irgendjemand fordert, man solle nicht mehr nach Bangkok sondern umweltschonend in den Bayrischen Wald fliegen. Der Erholung wegen. Inzwischen müßten wir uns doch an die politischen Aktivisten gewöhnt haben um zu erkennen, daß hier nur jemand ganz schnell oderhochwassertypisch Punkte ziehen will.

css Kuriositäten

Seit ich die neue WordPress Version installiert habe, (2.1) funktioniert ein Teil der Bilder im Textverlauf nicht mehr. Bisher hatte ich diese immer in ein div eingeschlossen. Das Bild wird jetzt aber nicht mehr angezeigt, außer wenn man das width Attribut setzt. Seltsam. Setze ich "float:left;" z.B. direkt im Image, funktioniert es wie erwartet. Ich finde das nicht so besonders zufriedenstellend.

Schwedenkrimi

Über die Feiertage las ich seit längerer Zeit mal wieder einen Schwedenkrimi. Mehr aus Mangel an besserer (aber auch im abgekämpften Zustand noch lesbaren) Literatur. Diesmal von Ake Edwardson, "Geh aus mein Herz". Auch dieses Werk trägt alle notwendigen Merkmale:

  1. Die schwedische Polizei wirkt aus Prinzip etwas unbeholfen.
  2. Der Kommissar hat entweder ein Alkohol- oder ein Frauenproblem (hier beides).
  3. Das zu bearbeitende Verbrechen hat aus nicht näher nachvollziehbaren Gründen immer eine besonders grausame Splatter- oder Bizarro- komponente.
  4. Falls durch den Fall nicht direkt vorgegeben, muß ein Nebenschauplatz existieren, auf dem eins dieser Themen behandelt wird: Nazis, Fremdenfeindlichkeit, Umweltverschmutzung oder Kindesmißbrauch. Am besten sind natürlich Nazis.

Ächz. Selten ist das "hast du eins gelesen.." besser dokumentierbar. Da der eigentlich Fall leider auch nicht mit besonderen Verwicklungen aufwarten konnte gibt es hier von mir lediglich drei Punkte https://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_f.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_h.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_n.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_n.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_n.gif.

Vorratsdatenspeicherung

In der Debatte um die Vorratsdatenspeicherung aller digitaler Kommunikation (E-Mail, SMS, Handy, Internet), die nach dem Willen der Regierung nächstes Jahr eingeführt werden soll, regen sich zaghafte Proteste. Zaghaft vor allem deswegen, weil sich die meisten Menschen schlicht nicht vorstellen können, welche Konsequenzen die Tatsache mit sich bringt, daß nichts mehr gelöscht werden kann. Das geplante System ist zudem noch äußerst riskant, da der gesammelte Datenfundus äußerst gut bewacht werden will. Man kann sich kaum vorstellen, daß man mit den gewonnenen Erkenntnissen sehr viel mehr Terroristen und Teilnehmer organisierter Kriminalität fassen kann. Sehr wohl kann man sich allerdings vorstellen was passieren könnte, wenn diese Daten in falsche Hände gelangen. Das hätte eine ähnliche Dimension, wie wenn man die Stasiakten der Wikipedia hinzugefügt hätte. Ein sogar in meiner eigenen Familie immer wieder gern gehörtes Gegenargument läuft darauf hinaus, daß sich nur derjenige Sorgen zu machen braucht, der "nichts zu verbergen hat". Darin liegen allerdings zwei Denkfehler: Erstens möchte man sicherlich gerne auch völlig legale Dinge verbergen (Geschäftskontakte, ärztliche Gutachten, zwischenmenschliche Kontakte), andrerseits setzt diese Denke immer die Redlichkeit desjenigen voraus, der die Daten sichtet und auswertet. In der gegenwärtigen Situation halte ich vor allem den zweiten Punkt für wesentlich.
Insgesamt ist diese ganze Geschichte eine Parallele zu dem DRM / Kopierschutztheater. Da die Daten mit Leichtigkeit vervielfältigt und gespeichert werden können, werden sie es auch. Selbst wenn der Gesetzgeber eine Kehrtwende macht und im historischen Sinne das Telekommunikationsgesetz aufrechterhält , würde es am Ende auf dasselbe hinauslaufen. Uns muß klar sein, daß jede öffentliche Äußerung aufgezeichnet wird. Eine öffentliche Äußerung ist denn nicht nur ein Weblogeintrag wie dieser hier, sondern eben auch eine E-Mail, ein Telefongespräch oder eine SMS. So zu denken ist unbequem, das ist klar. Wir müssen lernen, das stark zu verschlüsseln, was wir für uns behalten wollen. Dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich merke es beispielsweise daran, daß mir selbst hochintelligente Menschen noch immer unverschlüsselt ihre Geschäftsideen per EMail offenbaren. Die Auswerter freuen sich und haben weniger Arbeit.
Hier findet man mehr über die Initiative gegen die Vorratsdatenspeicherung.

Killer.. was?

Seit sich vor einigen Tagen ein junger Mann nach dem Amoklauf in Emsdetten in die Luft gesprengt? selbst erschossen? hat, schlagen die Wogen wieder hoch. Killerspiele sind schuld! Mindestens. Alles verbieten! Verkauf an Jugendliche untersagt! (Äh, war er das nicht schon? Egal.) Die entsprechenden Gesellen werden zwar nicht weniger daddeln, sind aber dafür kriminalisiert. Na nicht so schlimm, dank exzessiver Tauschbörsennutzung sind die meisten schon abgehärtet.
Das dabei an den Tag gelegte Verhalten der Politik möchte ich mal als "hirnlosen Aktivismus" bezeichnen, eine Formulierung, die ich noch für recht milde halte. Ein Hamburger Innensenator möchte gar eine Datenbank von Killerspielern anlegen lassen. Das ist toll, weil man dann den nächsten Amokläufer eventuell schneller identifiziert. "Guck mal Harry, das Tatoo da an dem Hautrest.. muß SubZero88 sein!". Über Symptombehandlung habe ich mich schon in Zusammenhang mit DRM ausgelassen.
Also Unfug das Ganze?
Ja und nein. Eine derartige Tat entsteht immer zuerst im Kopf. Es war keine impulsive Handlung, kein Zuschlagen nach einer Demütigung. Hier wurde lang geplant und vorbereitet. Wenn man wenig Phantasie hat, versorgt man sich von außen. Bis dahin folge ich der Logik. Aber gehört nicht noch ein bißchen mehr dazu? Waffenauktion im Internet? Soziale Kontrolle? "Mediale Verwahrlosung?" Wo waren die Kumpels? Wie wurde der eigentlich von seinen Altersgenossen behandelt?

Ich proklamiere mal folgendes: Dieses Ereignis wurde von unserer ganzen Gesellschaft generiert. Unsere Werte sind die Ursache. Das schreibt er übrigens ansatzweise selbst in seinem Abschiedsbrief (siehe unten). Wenn es OK ist, die Kinder nur vor der Glotze abzuladen und wenn es OK ist, sie in ihrer gesamten Entwicklung nur auf den Konsum hin zu trimmen, Styles, Klamotten, Klingeltöne und was weiß ich, wenn es OK ist, daß es die meisten Menschen (mangels Kinder) auch einfach nicht interessiert - ja, dann bekommen wir auch nichts anderes geliefert. Wie sagte Prinzessin Leia: "Wenn es ihnen nur ums Geld geht, dann sollen sie auch nichts anderes bekommen als Geld!".

Wir kümmern uns viel zu wenig um die Kinder und die Heranwachsenden - weil alle lieber mit sich selbst beschäftigt sind. Kurioserweise trifft das auch auf den Täter zu, er spiegelt es einfach. Auf die Dauer verlieren wir dabei. Aber das zu ändern ist etwas, was die Politik vielleicht gar nicht mehr in der Lage sind zu leisten, selbst wenn sie es wollte. Es würde einer Selbstverneinung gleichen. Und was sollten sie den Vertretern der Elektronikindustrie und des Privatfernsehens antworten?

Hier oder hier kann man den Abschiedsbrief des Täters nachlesen. Schrecklich, wie lange es für manche Menschen dauert, zu finden, was das Leben ausmacht. Und tragisch, daß er es nicht rechtzeitig entdeckt hat.

Zum Ende der Faust:

O glücklich, wer noch hoffen kann,
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!
Was man nicht weiß, das eben brauchte man,
Und was man weiß, kann man nicht brauchen.

Peopleware

"Peopleware" (Tom DeMarco, Timothy Lister) heißt der Titel des Buchs, das ich gerade in der Mache habe. Erschienen Mitte der Achziger handelt es sich sozusagen schon um eine Art modernen Klassiker, was die Behandlung von IT Arbeitskräften angeht. Außerdem weiß ich jetzt endlich, wo Spolsky alle seine Ideen her hat. Ein längerer Abschnitt des Werks handelt von der Arbeitsumgebung und ihren Auswirkungen auf die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter. Das ist eine hochinteressante Sache, die oft zu ungunsten der Mitarbeiter ausgeht. Es wird argumentiert, daß der Grund dafür an der Meßbarkeit dieser Auswirkungen liegt. Gesteigerte Kosten für Fläche, Innenausstattung usw. können einfach belegt werden, das geänderte Verhalten der Mitarbeiter dagegen nicht. Als wesentliche negative Einflüsse auf die Produktivität der Mitarbeiter werden Geräuschpegel und Unterbrechungen bezeichnet. Die zu Verfügung stehende Fläche spielt ebenfalls eine große Rolle. Das Dekor der Inneneinrichtung wirke sich wiederum nicht meßbar aus. Diese Erkenntnisse werden durch entsprechende Studien belegt. Selbst ein dahinvegetierende Großraumbürobewohner, hört mein zustimmendes Nicken fast nie auf.

Wir sitzen hier mit ca. 15 Leuten in einem Raum fast ohne Trennwände. Obwohl es eigentlich ruhig ist (oder man ruhig sein soll, ich kann mich da nie so richtig entscheiden), ist fast immer ein Störgeräusch vorhanden. Unterhaltungen, ein klingelndes Telefon, usw. Über die Aussicht kann ich mich aber nicht beschweren. Weiter Blick Richtung Norden, sicher 3-4km Luftlinie sichtbar. Neuerdings gab es jedoch einen herben Rückschlag, als durch die im niedrigeren, davor liegenden Gebäude eingezogene Rechtsanwaltskanzlei ein riesiger, sich drehender blauer Paragraf auf dem Dach installiert wurde. Peinlich! Ernsthaft. Was für Kundschaft wollen die denn damit anlocken? Also, diese Verschandelung muß ich nun seufzend hinnehmen, was durch die eher mäßig attraktiven Rechtsanwaltsgehilfinnen (deutlich durch wandhohe Glaswände erkennbar) nicht richtig ausgeglichen werden kann. Äh, wo war ich? Ah ja, ich bin also nicht richtig zufrieden mit der Officegestaltung hier. Man kann keine Tür geschlossen halten, um Personen mit erhöhtem Geltungsbedarf auszublenden. Da gibt es ja welche, die jeden Morgen auf eine Art und Weise reinkommen, so daß alle in ihrer Arbeit unterbrochen werden. Sollte ich eines Tages Amok laufen, würde ich auf jeden Fall bis zu diesem Moment warten. Manchmal hab ich auch den Eindruck, daß es besonders stört, wenn jemand ganz besonders leise sein will. Leise Bewegungen, gewisperte Worte. Vielleicht schlägt da unser tierischer Bedrohungsinstinkt an. Hier bewegt sich was.. vielleicht werde ich gleich gefressen? Quatsch natürlich. Die andere Kategorie, die mir in diesem Zusammenhang einfällt ist der "Dauertelefonklingler". Das sind diejenigen (internen!) Anrufer, die das Telefon des angerufenen mindestens 5x klingeln lassen. Wissentlich, daß wir von den Dingern nur Zentimeter entfernt sind kann er sich sicher sein, daß a) auch nach dieser Zeit keiner drangeht weil der Betreffende wirklich nicht am Platz ist und b) alle in der näheren Umgebung in ihrer Konzentration gestört sind. Ich schweife ab.
Der nächste Teil des Buches beschäftigt sich direkter mit seinem Titel, nämlich den Angestellten selbst. Hier wird z.B. ausführlich beleuchtet, warum eine gesunde Firma nur eine minimale Fluktuation an Angestellten hat (die Leute wollen nicht gehen). Ein Wechsel oder Austausch eines Mitarbeiters birgt beträchtliche versteckte Kosten. An das Management gerichtet versuchen die Autoren nun herauszuarbeiten, wie das erreicht werden kann. Respekt, Motivation, störende Einflüsse usw. Weiter geht es mit dem Mysterium des sog. Teamgeistes, der manche Abteilungen zu wahren Arbeitsmonstern geraten läßt, obwohl sie vielleicht personell gar nicht so stark besetzt sind. Das sei vor allem deshalb so, weil den Leuten in diesem Zustand ihre Arbeit einfach wesentlich mehr Spaß macht (obwohl sie möglicherweise eher eintönig ist). Kurioserweise passiert das selbst dann, wenn gar keine Teamarbeit im eigentlichen Sinne verrichtet wird, d.h. die Leute ihre Aufgaben unabhängig voneinander bearbeiten. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Nicht von hier.
Woher es kommt, ist schwerer zu beantworten. Im Prinzip läßt es sich auf zwei Gründe zurückführen: Die Mitarbeiter müssen ein gemeinsames Ziel haben und die Chemie muß stimmen. Hört sich banal an, ist aber in der Praxis nur schwer zu erreichen. Kurioserweise können die Autoren kein Rezept angeben, mit dem man ein richtig gut zusammengeschweißtes Team herstellen kann. Nix. Dafür gibt es eine längere Abhandlung darüber, wie man es sicher verhindert. Fast genauso gut. Der Zufall spielt dabei ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle. Das zugehörige Buzzwort nennt sich Teamicide. So, das wurde jetzt ein bißchen länger, aber ein gutes Buch verdient das auch.
Man kann es jedem ans Herz legen, der Personalverantwortung hat, wie minimal sie auch sein mag. Oder lieber doch nicht, man ist hinterher zu frustriert. :)
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Respekt!

Achtung, jetzt wird es gleich ein bißchen böse. Ich krieg langsam nen dicken Hals, wie man so schön sagt. Es mögen für sich genommen Kleinigkeiten(?) sein, in ihrer Häufung nötigen sie mich nun dazu, etwas Dampf abzulassen. In keiner speziellen Reihenfolge folgendes:

1. Gestrige medienträchtige Meldung, in der verlautbart wurde, daß Island seit heute endlich wieder den Walfang durchführt, der seit zwanzig Jahren verboten ist. Stolz zogen sie einen riesigen Finnwahl mit einer Winde an Land. Macht nix, daß man den Kadaver wirtschaftlich eigentlich fast nicht mehr nutzen kann, es geht ums Prinzip. Das Maßband wird angelegt und danach die spezielle Walsense geschliffen (mußte sicher erst wieder entrostet werden). Den armen Kerl aufgesägt (Ratsch!). Das dabei enstandene Geräusch wurde den Zuschauern vorenthalten.

2. Gestern vormittag machten wir einen schönen Spaziergang auf den Holzberg. Dieser ist von Weinbergen bedeckt, die sich in dieser Jahreszeit so herrlich verfärben. Dazu Wärme und Sonnenschein, was will man mehr. Auf dem Weg gibt es zwei Stellen, an die man mit dem Auto hinkommt (obwohl der Weg gesperrt ist). Eine kleine Aussichtsstelle auf halber Höhe und der Grillplatz oben. Diese Zonen sind halbe Müllhalden, wo ausgefressene McDonaldstüten, Flaschen(splitter), Chipstüten und Zeugs das noch ekliger ist herumliegen. Ich frage mich wirklich. Die Menschen die das tun kommen doch auch dorthin, weil es eine schöne Stelle ist.

3. An der Ampel hält neben mir ein Vehikel, das durch Auspuffanlage und Innenraumbeschallung ganz auf maximale Lärmemission ausgerichtet ist. Die Tür geht auf, der Inhalt des Aschenbechers landet auf der Straße. Grün! Schickes Heckscheibentatoo.

4. Stolz wird mir von der Eliminierung bereits erwähnten Hornissennestes durch 2l Normalbenzin berichtet. Helden der Gegenwart, immer darauf bedacht, das arme, von der Natur so fürchterlich geplagte Volk zu beschützen. Ich hätte kotzen können.

Ich könnte jetzt noch eine Weile weitermachen, aber dann würde vermutlich Langeweile den gewünschten Effekt zunichte machen.

Diese Verhaltensweisen ähneln einem Mann, der seine Frau verprügelt. Obwohl er, außerstande sich selbst etwas zu kochen, seine Kleidung zu reinigen usw. von ihr in überlebenswichtiger Weise abhängig ist. Ich glaube auch, daß beides von derselben inneren Wut, Beschränktheit und Unfreiheit ausgelöst wird (man findet sie mehr in Männern als in Frauen). Um das Problem zu lösen muß man wahrscheinlich diese Wut löschen.
Was wir wertschätzen (wollen), das behandeln wir mit Respekt.