Brot für die Welt (aber d’ Wurscht bleibt do!)

Konzert mit Calo, Hannes Bauer und andern heiteren Gesellen in Winterbach.

Er ist so eine Art Urgestein hier aus der Gegend, ich kann mich noch an Konzerte erinnern, die über 20 Jahre zurückliegen. Verändert hat sich nicht viel. Es rockt immer noch ziemlich schön. Das Publikum ist inzwischen auch entsprechend älter geworden. In 20 Jahren spielt er dann im Spittlerstift und wir sind alle mit unseren Zivis und Rollstühlen da. Der Abend bestand aus drei Sets, am Anfang stellte er seine neue CD vor, auf der es einige Songs mit kuriosen Texten gibt (siehe Titel), danach folgte ein Solo mit Orchester (der Musikverein Winterbach mit viel Blech und Bläsern) und am Schluß schließlich die übliche Rock'n'Roll Covermusik. Der Mittelteil war sicherlich am unterhaltsamsten, die Winterbacher Musiker zwar nicht immer treffsicher bei der Tonhöhe aber mit Leib und Seele dabei. Unter anderem intonierten sie "Speed King" von Deep Purple, mit Blechbläsern anstatt Rhytmusgitarre schwer zu erkennen aber es ging trotzdem gut ab. Ab ging auch das Publikum, trotzdem es etwas leerer wurde nachdem halb Winterbach auf einmal im Trachtenlook auf der Bühne stand. Da wurde dann einiges wiederholt weil das Volk grölte und nach mehr verlangte. Köstlich.
Vom letzten Teil haben wir nicht mehr alles mitbekommen weil selbst der ausdauernste Babysitter irgendwann mal schlafen muss. Schön wars!

Carpe Diem

Ich frage mich manchmal, ob die Menschen heutzutage an zuviel Zeit leiden. Jeder hat Unmengen Zeit zur Verfügung, bringt uns das nun weiter oder nicht?
Gestern abend stand ich in der Küche und räumte etwas herum. Dabei fiel mir die Menge an Geräten auf, die überall herumstehen: Wasserkocher, Spülmaschine, Mikrowelle, Kühlschrank, Rührgerät, Kaffeemaschine. Das gab es alles vor 50 Jahren noch nicht in den Küchen (na, bei Kühlschränken bin ich nicht so sicher aber sonst denke ich schon). Welche Veränderung bewirkt es? Zum einen erreichen wir ein besseres Ergebnis (also unverdorbene Lebensmittel, sauberes Geschirr, homogenes Rührergebnis), zum anderen geht alles etwas schneller. Es würde mich interessieren, wieviel Zeit die Menschen heute weniger in der Küche verbringen als vor 50 Jahren. Das mag etwas an den Haaren herbeigezogen sein, es gibt natürlich Bereiche, in denen die Zeitersparnis durch technische Entwicklung wesentlich drastischer ist. Verkehr, Waschmaschinen, Supermärkte. Computer? Neeein. Die überschüssige Zeit führt dazu, daß man sich dann abends länger vor der Glotze aufhalten kann. Warum ist das so? Vielleicht liegt es daran, daß früher abends der Körper müde war und der Geist noch wacher. Da konnte man schön etwas lesen, sich unterhalten, vielleicht sogar selbst etwas schreiben, (so wie in 'kreativ'). Heute scheint es genau anders herum zu sein. Wir sitzen alle im Büro (ok, manche) und abends ist der Geist müde aber der Körper nicht. Man kann nicht schlafen gehen, sich aber auch auf nichts 'sinnvolles' konzentrieren. Was bleibt? Bei mir selbst ist es ganz extrem: Nur Bildschirm tagsüber und abends keine Energie mehr, selbst eine Zeile zu lesen. Jetzt bin ich kein Fernseher, wir haben nicht einmal einen Antennenanschluß. Was ist denn eine sinnvolle Beschäftigung. Mir wurde immer gesagt, schon als Kind, ich solle mich sinnvoll beschäftigen, ein guuuts Buch lesen (was ist denn eigentlich ein "gutes Buch"?) und meine Zeit nicht verplempern. Meine Tante schrieb mir ins Poesiealbum (jaja, damals hatten wir alles eins, sogar die Jungs!):

Carpe Diem!

Ohne Schnörkel, mit Kuli mitten auf die Seite gekrakelt. Dafür hat sie vermutlich nicht länger als 10 Sekunden gebraucht. Sie nahm es also offensichtlich selber ernst. Knapp 20 Jahre später, gegen Ende meines Studiums habe ich langsam verstanden was sie meinte. Leider schließt sich unweigerlich wieder die Frage an, wie man denn nun den Tag am besten nutzt. Das soll jeder für sich selbst entscheiden. Gute Nutzung heißt doch, daß wir ein gutes Gefühl haben nach dem was wir getan haben. Im positiven Sinne, nicht wenn wir uns an jemand abreagieren, ist klar. Das passiert zum Beispiel dann, wenn man etwas geschafft hat, was unangenehm anzufangen ist. Und eher nicht, wenn man wieder 3 Stunden vor der Glotze versackt ist. Um auf den Anfang zurückzukommen (sollte man aus rhetorischen Gründen angeblich tun): Es wird immer schwieriger, dieses Gefühl zu erzeugen. Vor allem, gerade weil wir so viel (zu viel?) Zeit haben. Die Leute haben es immer schwerer, glücklich zu werden.

.NET?! Waas i net!

Wenn man eingestellt werden will, möchte man immer die besten Antworten auf alle möglichen Fragen parat haben. Möchte man selber jemand einstellen, hätte man am liebsten die richtigen Fragen. Fragen, mit denen man wenigstens im groben die fachliche Eignung des Kandidaten feststellen kann. Nach dem ich gehört habe, daß Fragen a'la How would you move Mount Fuji nicht mehr in sind, und andere behaupten, daß man im Bewerbungsgespräch die fachliche Kapazität quasi gar nicht feststellen kann, bin ich heute über einen Blog Eintrag gestolpert, der eine Menge guter Fragen bereithält, um .NET Fachwissen zu testen. Ich muß zugeben, daß ich auf einige Fragen auch keine Antwort wusste, vor allem im ASP Teil. Wichtig ist es eben sicherzustellen, konzeptionelle Fragen zu stellen und kein prokeliges Detailwissen abzufragen. z.B. "What does this do? sn -t foo.dll" ist Unfug, den das weiß nur jemand, der schonmal mit Keys und Assemblies hantiert hat.

Ich war im Kino

Film: L'Auberge Espagnole "Wiedersehen in St. Petersburg", Punkte: 12A.

Dieser Film ist eigentlich die Fortsetzung von "Barcelona für ein Jahr", aber man muß den nicht gesehen haben um sich königlich zu amüsieren. (Ich hab ihn auch nicht gesehen) Es geht um ein paar Studenten aus ganz Europa, die sich bei einem Auslandsemester kennengelernt haben. Dieser Film spielt in der Zeit danach: Jeder ist zurückgekehrt aber alle sind noch in Kontakt. Der Hauptdarsteller lebt in Paris und hat so seine liebe Not, Beruf, Liebesleben und ähnliches mehr auf die Reihe zu bekommen. Nette Effekte, gute Einfälle, wenig High-Tech: so gefällt mir das. So, ich bin nicht wirklich sicher, ob es nur daran liegt daß ich nur noch so selten im Kino bin oder ob der Film wirklich so nett ist: Ein dickes Daumen hoch! Ich war mit einige Arbeitskollegen dort, und hinterher bemerkte einer, daß wir in der Entwicklung ganz ähnlich zusammengesetzt sind: Stimmt! Ein Schweizer, ein Italiener, zwei Russen, diverse Nord-, West- und Ostdeutsche usw. Das paßte alles gut zusammen und war ein angenehmer Abend.

Babies füttern alte Säcke

Gestern hörte ich die erfreuliche Nachricht, daß eine Kollegin von mir Nachwuchs bekommt. Noch eine Tapfere, die dem Aussterben der Altenpfleger entgegenwirkt! Ha! Schaun wir uns mal meine Familie an [väterlicherseits]: Meine Oma hat 3 Kinder (supa!) , 6 Enkel (soweit noch alles klar, 1:1) , 4 Ur-Enkel (noch nicht aller Tage Abend, aber wir nehmen es mal an). Oh wei, nur noch 1:4! Also eine Geburtenrate von 0,5. Für die Arterhaltung müßten es mindestens 12 sein (alle Enkel mit Partner vorausgesetzt). Wenn wir das extrapolieren sind wir in 3 Generationen ausgestorben. (Kinderzahl unter 1, (sollten ja möglichst ganzzahlig sein ;-))).
In noch recht schwacher Form spürt man heute schon die Auswirkungen des Geburtenrückgangs seit den 60er Jahren, Pillenknick hieß es damals. Das sind just die Leute, deren Arbeitskraft heute am meisten zur Habenseite beiträgt. Ja wo sind sie denn alle? Bereits heute, es scheint noch alles in Ordnung zu sein, bekommen die Rentner keinen Inflationsausgleich mehr. Das Rentenversprechen wird also bereits langsam aufgelöst. Extrapolieren wir das jetzt 30 Jahre in die Zukunft. Dann könnte ich vielleicht auch schon dran denken, Rentner zu werden. Also: 1975 - 2005 - 2035. Wäre meine Familie halbwegs repräsentativ (gottseidank ist sie es nicht), müßte jedes Kind (sofern überhaupt erwerbstätig) 3 Rentner (unter anderem auch mich) finanzieren. Es ist natürlich klar, daß das vollkommener Blödsinn ist. Also beides jetzt, dieser Text und die sich abzeichnende Situation ;-). Es wirkt auf mich wie der ausgemachte Hohn, wenn ich wie dieser Tage mit den bürokratisch völlig überfrachteten BfA Formularen herumschlage. Wer kann ernsthaft glauben, daß dieses System nicht implodiert. Jeder mit halbwegs rudimentären Rechenfähigkeiten sieht, daß an dieser Stelle ein neues System gebraucht wird. Was soll das alles? Wieso müssen wir noch einzahlen? Man müßte einfach sagen, Leute, kümmert euch selbst drum. Wir lassen euch die Kohle, macht damit was ihr wollt. Legt sie an, wie ihr wollt. Was ihr denkt, hat die beste Rendite. Die Rentner zahlen wir mit den Steuern weiter (ohnehin!) und schmelzen das dann nach und nach ab. Aber vom Geld mal ab, stellt euch mal vor wie es dann aussieht: Kein Haus mehr ohne Treppenlift, Spielplätze können zurückgebaut werden und die Handys bekommen wieder riesengroße Tasten. Umsätze mit Knopfbatterien und kosmetischer Chirurgie steigen in schwindelerregende Höhen (Spekulanten aufgepaßt). Öffnungszeiten zwischen 6 und 17 Uhr. Und es gibt wieder Schaffner in der S-Bahn!
Warum schreib ich das alles? Weil heute wieder ein Sanduhrtag ist.

Flachlandtiroler

Heute nachmittag durfte ich mal ne Stunde los und etwas Radfahren. Wieder einer dieser fulminanten Herbsttage, mild, einfach herrlich. Dieser Herbst war voll davon. Ich also los Richtung Norden durch die Weinberge in den Wald hoch. Und da wurde es steil. Steil. Richtig steil. Meine Güte, als ich oben ankam hatte ich den Eindruck, meine Lunge hängt mir vorne an der Jacke dran. Dabei fahr ich nun doch wirklich ab und zu mit dem Rad. Die 40 Minuten zur Arbeit hin, da fange ich kaum an zu schwitzen. Das war aber was anderes. Diese Anstiege bin ich nicht gewöhnt und hatte überhaupt keinen vernünftigen Tritt gefunden. Man muß die Kraft eigentlich so dosieren, daß man so eine Steigung mindestens eine halbe Stunde oder länger durchhält. Wenn man aber sieht, wie es sich ein Stück weiter wieder abflacht geht man das Ganze zu schnell an. Kennt man die Strecke nicht kommt dann hinter der nächsten Biegung die nächste Rampe und die Puste ist schnell alle. Da hing ich dann und konnte (fast) nicht mehr. Soll ja gesund sein. Fühlte sich aber nicht so an :-)
Hat man dann die Höhe gewonnen fährt man auf richtig schönen Waldwegen und der Spaßfaktor steigt wieder. Das war so die Ecke Mannshaupten - Hößlinswart - Buoch (bin nicht ganz dort gewesen) - Rohrbronn. Auf der Abfahrt wurde ich dann ein paarmal von schönen Aussichten aufgehalten. Mußte knipsen. Ging nicht anders.

Verbogene Schraubenzieher

Im Joel-Test gibt es den Punkt 9: "Do you use the best tools money can buy?" über den ich mich heute einmal ein paar Zeilen lang auslassen will. Ich dachte eigentlich bisher, daß das einer der unwichtigsten Punkte ist. Irgendwie kriegt man den Kram doch auch mit vi und ein paar l33ten Skripten aus der Tür! Nun ja, im Prinzip schon. Wie immer hängt es äußerst stark davon ab, womit man sein Geld verdient. Bearbeitet man nur einmal im Monat ein Bild (und spielen professionelle Ansprüche keine große Rolle), reicht vielleicht eine 8 Jahre alte Version von Corel PhotoPaint (hallo, Jan! ;-) ). Bearbeitet man XML Dateien mit 5 Zeilen geht das auch noch in Notepad. Versetzt man sich einmal in den Heimwerkerbereich gibt's da keine Frage: Jeder hat schonmal ein 0,99 € Schraubenziehersortiment an der Kasse mit in den Wagen geworfen. Irgendwann später findet man möglicherweise eine passende Schraube. Freudig juchzend schnappt man sich den mehr oder weniger passenden Dreher nur um ein paar Sekunden später festzustellen, daß die Schraube den Dreher gedreht hat statt andersrum. Ärger! Klar passiert das nicht mit den Chrom-Vanadium Drehern für 15 € das Stück. Nur wer kann sich davon ein Sortiment leisten? Aber hat man das richtige Gerät freut man sich, die Arbeit geht fix und sauber, hinterher ist nix kaputt. "If you have a shiny new hammer, every problem looks like a nail..".
Zurück in der Welt der Programmentwicklung verhält es sich ganz ähnlich. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die richtig guten Werkzeuge exorbitant teuer sind (im Verhältnis zu den einfacheren) und daß der Alterungsprozeß des Werkzeugs so schnell ist, daß man gut daran tut den richtigen Moment abzupassen, in dem der entsprechende Dreher auch gebraucht wird. Der nächste entscheidende Punkt ist die Zeitersparnis. Je nach dem welcher Stundensatz zugrunde gelegt wird kann man leicht ausrechnen, ab welchem Zeitpunkt die Investition amortisiert ist. Dann noch der Motivationsschub, in Zahlen schwer auszudrücken. Es fühlt sich einfach ungemein produktiver an, mit einem passenden Werkzeug zu hantieren.
Noch einfältiger ist es, bei der Hardware zu sparen. Wenn ich mir überlege, wieviel Zeit meines Arbeitslebens mit der Betrachtung der Sanduhr verdüdelt wurde, oder wieviel Zeit dabei draufging, irgendwelche alten Rechner wieder zu Routerdiensten und ähnlichem zurechtzukonfigurieren, hätte man einige moderne Maschinen erstehen können. Andrerseits, wann könnte ich sonst diese unterhaltsamen(??!) Postings erstellen, wenn nicht in der Zeit, in der der Compiler glüht?
So, die Moral von der Geschichte: Bei Investitionen in Werkzeuge läßt sich sehr schnell am falschen Ende sparen (vor allem wenn man sich die Investition spart... rofl).

live.com

Hin und wieder passieren schon äußerst heitere Dinge in der großen bunten Computerwelt. Da gibt es zum Beispiel die neueste Ankündigung Microsofts, mit der mal wieder ein Quantensprung im Umgang mit dem Rechner stattfinden soll. live.com. Nun, was könnte das sein? Ein bißchen wie GMail, personalisiertes Portal, del.icio.us,.. Man wird beglückt mit Sätzen wie "So entsteht eine ganz neue Interneterfahrung, die Ihnen absolute Kontrolle gibt." Aha. Nur eine Firma wie Microsoft kann es sich leisten, ihren Kunden solchen Blödsinn zu verzapfen. Technik aus den 90ern im neuen Aufguß, abgekupfert von intelligenteren Produkten. Zurecht wurde diese Veröffentlichung großflächig verrissen. Richtig lustig war dann noch, daß bei der Pressekonferenz das Netz ausfiel, so daß die Demo nicht richtig funktionierte..
Edit: Inzwischen auch bei Joel kommentiert (nicht anders zu erwarten, quasi eine Steilvorlage), natürlich treffender als ich das könnte..
Edit: Seit heute funktioniert die Seite auch mit Firefox.. ein bißchen wenigstens. Ich habe noch etwas drin herumgeklickt, aber es bleibt mir ein Rätsel, was das Ganze soll. Ein paar Feeds, ein Horoskop und ein Webmailer (zu dem man sich erst anmelden muss.. "wir melden uns bei Ihnen.." ??! Vaporware vom Feinsten.

Kazuo Ishiguro: The Remains of the Day

Kazuo Ishiguro : "The Remains of the Day". Punkte: 10c

Eine bereits verfilmte Geschichte eines in seiner Beflissenheit fast autistisch wirkenden Butlers und seiner Lebensjahre in einem englischen Herrenhaus. In Rückblenden während einer unerwarteten Reise erzählt das Buch zwei Hauptstränge: Die politischen Bemühungen des Hausherren zwischen den Weltkriegen und die unerfüllte Liebesbeziehung zur Haushälterin Miss Kenton. Nicht so surreal wie die Ungetrösteten, ist die Gangart trotzdem recht beschaulich. Wenn man sich durch das Buch bewegt wird einem die Tiefe mehr bewußt, aber es bedarf trotzdem etwas Mühe, den Anfang zu überstehen. Insgesamt bricht es nicht aus und bleibt eher etwas trocken. Mir hat es trotzdem gut gefallen. Jetzt ist aber erst mal gut mit Ishiguro.