Was ist eigentlich Sucht?

Das ist jetzt nicht eine Frage aus dem Psychologie-Seminar, sondern eine die ich mir während der Lektüre von Jörg Böckem's "Laß mich die Nacht überleben" oft stellte. Eine Lebensgeschichte voller Drogenkonsum, die einer Reise entlang eines Abgrunds gleicht. Immer wieder kann er sich im letzten Moment retten bzw. wird gerettet. Darin natürlich alles ganz krass, in einer Weise in der die meisten von uns ihr Leben natürlich nicht zubringen. Er beschreibt sehr gut, wie die Droge erst durch die Gewohnheit zur Sucht wird, wie sie in den Alltag eingebaut wird, wie man mit ihr seine persönlichen Bedürfnisse befriedigt oder nur einfach Probleme beseitigt. Zeitweise. Als ebenfalls typisch empfinde ich die Sichtweise: Ich tat, ich machte, ich war gut drauf, ich litt, der Egoismus platzt aus allen Nähten.
Die Schreibe ist leicht lesbar, vielleicht zeitweise etwas monoton. Dadurch daß alles (mehr oder weniger) reale Geschichten sind aber sehr eindrücklich.
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Zurück zum Ausgang: Ist eigentlich alles, was wir regelmäßig tun, was uns zur Gewohnheit geworden ist, Sucht? Wenn wir ohne nicht mehr auskommen? Kann nicht sein, das beträfe nun auch das morgendliche Zähneputzen. Wenn man allerdings täglich tonnenweise Süßes verzehrt oder jede freie Minute mit Computerspielen verbringt sehen das sicherlich viele anders. Ein Bier am Tag ist in Ordnung, viele davon sind es meist nicht. Physische Entzugserscheinungen bei Kaffeemangel klingen auch nicht vielversprechend. Irgendwo verläuft hier eine feine Linie. Ich beobachte mich selbst, wo übertritt man diese Linie? Was ist eigentlich zuviel? Wenn man anderes vernachlässigt? Nein. Wenn es im Kopf viel Raum einnimmt? Möglich. Das süchtige Wollen oder Verlangen scheint unterbewußt gesteuert zu sein, wahrscheinlich ist es deshalb so schwer, verstandesmäßig dagegen anzugehen. Wie war das, man muß an sich arbeiten? Schon. Sich selbst im Blick behalten, ohne sich zu sehr ernst zu nehmen. Man merkt, ich habe das noch nicht richtig zu Ende gedacht :-)

1 thought on “Was ist eigentlich Sucht?

  1. Kommentar meiner Mutter den ich per Mail bekam. Erdreiste mich, ihn hier anzufügen:

    ..finde ich gut, vor allem: “man muß an sich arbeiten”. Hier ist das so verpönte Wort Arbeit schon berechtigt. Ja, und Sucht: Abhängigkeit und Sucht sind “2 Paar Stiefel”. Sucht ist eine schwere Krankheit, resultierend aus genetischer Determination, dann natürlich großem Narzismus, Unfähigkeit zur Empathie, zum Verzicht, zum Eingeständnis eigenen Fehlverhaltens und eigener Schwäche, dann auch ungünstige äußere Einflüsse (weit weniger ausschlaggebend als früher noch angenommen). Rasch kommen dann toxisch (z.B. Drogen) bedingte körperliche Beeinträchtigung einschließlich Hirnleistungsschwäche und Wesensveränderung hinzu, was das hormonell gesteuerte Suchtverhalten verstärkt und das eigenverantwortliche reflektierte Handeln reduziert. Ein Teufelskreis!
    Abhängig dagegen ist jeder irgendwie, von Erfolg, Macht, Schokolade, Kaffee, Spiel, Liebe. Das Leben wäre eigentlich Langweilig, wenn alles so maßvoll und messbar bürokratisch abliefe.

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