Das sieht nicht gut aus

Nachdem die Herrschaften jetzt noch einen halben Kindergarten weggesprengt haben (wer erinnert sich noch an den Horror von Beslan?) ist der Kampf an der PR Front vielleicht schon verloren worden. Das scheint mir allerdings auch die einzige Möglichkeit der Israelis gewesen zu sein, die Auseinandersetzung vielleicht doch noch für sich zu entscheiden - indem sie einen Keil zwischen die terroristischen Bartträger und der gemäßigten Mehrheit? treiben. Mit dieser völlig inkompetenten und idiotischen Aktion (jetzt mal trocken betrachtet) haben sie aber genau das Gegenteil erreicht. Mit jedem toten Libanesen gewinnt die Hisbolla neue Rekruten. In diesem Artikel (Vorsicht, der Autor hat äußerst extreme, jedoch manchmal auch sehr erhellende Einsichten) wird ein weiterer Grund aufgezeigt, warum die Kampagne zum Scheitern verurteilt ist: Die eine Seite kann fast beliebig hohe, die andere so gut wie keine Verluste hinnehmen. Im Gegensatz zu den ersten Kriegen (vor 48 Jahren aufwärts) können die Israelis keinen schnellen Sieg mehr erringen, da ihr Gegner nicht nach ihren Regeln spielt. Ernste Sache, viele Fehler dürfen sie sich nicht mehr leisten um ihr Staatsgebilde weiter zu erhalten. Ein Dilemma, denn der Rückzug steht ebenfalls außer Frage. Dieser würde nach Meinung der Gegenseite nur dann enden, wenn das letzte Schiff aus Haifa abgelegt hat.

6 thoughts on “Das sieht nicht gut aus

  1. In der Tat. Eine aeusserst traurige Episode in der Aera der asymetrischen Kriegsfuehrung. Wie hiess es in einem Spiegel Kommentar … “Israel hat die Wahl zwischen Pest und Cholera”.

    Die Hisbolla hat strategisch einen denkbar guenstigen Zeitpunkt gewaehlt Israel in diesen Konflikt zu verwickeln, so dass Israel eigentlich gleich wie sie sich benehmen nur verlieren kann. Ich glaube mittlerweile sehr wohl dass Israel hier vehement kaempfen muss und dass Israel auch fuer uns kaempft, denn wenn Israel aus dem Weg waere ginge es sicher der naechsten Fraktion an den Kragen. Die Kriegsrethorik der fundamentalistischen Vertreter des Dijhad faehrt ja heute schon gegen den gesamten unglaeubigen Westen.

    Insofern waere es sicher auch keine Alternative ganz Israel “nach sagen wir mal Wyoming” zu verlegen.

    Ich war wirklich lange Zeit auch gerne dabei das leicht snobistische Gehabe diverser Israelischer Politiker anzuprangern. Diesmal habe ich denke ich verstanden dass sie grundsaetzlich das Richtige tun.

    Deshalb bin ich auch sehr traurig, dass sie sich so dermassen in den Mitteln vergreifen und den Libanon reif fuer diverse Nachfolgekatastrophen reif bomben.

    Sehr bitter.

  2. “Israel nach Wyoming”. Kein Witz, dieser iranische Chef-Achmed (wie heißt er gleich wieder?) hat das vor einigen Monaten tatsächlich vorgeschlagen. Er dachte aber eher Deutschland als Zielgebiet an, weil wir ihnen so was schuldig wären (so in der Art). Hier wiederholt sich wieder ein leidsam bekannter Teil der Geschichte: Die gemäßigte, “freie” Welt ist unfähig, mit einem gewalttätigen Militaristen vernünftig umzugehen – ob er jetzt den Anschluß Österreichs betreibt oder einen Stellvertreterbürgerkrieg führt und mit Atomanlagen herumwedelt.

  3. mit dem unterschied, dass 6.5 mio israelis in deutschland massiv auffallen wuerden und in wyoming vermutlich nach 3 jahren zum ersten mal jemand mitbekommt dass nun doch wer da ist ;o)

    spass bei seite. fakt is man muss die stellvertreterkriege gewinnen bevor die begehrlichkeiten reifen. haetten die alliierten sich schon beim anschluss oesterreichs aktiver gewundert, waer es vielleicht gar nicht mehr zu einem polenfeldzug gekommen. (und auch nicht zur gruendung des staates israel).

    das ist nunmal das unbequeme an despoten. dumm dass die immer wieser auftauchen.

    wenn dieser konflikt eins bewirkt hat, ist es dass mir meine pazifistische grundhaltung abhanden gekommen ist.

  4. Es ist nun mal so, daß ein “Krieg” gegen eine Guerillatruppe schon per Definition nicht gewonnen werden kann, da gar keine “regulären” Kampfhandlungen stattfinden. Wenn man sich das mal quer durch die Geschichte anschaut wird man feststellen, daß solche Auseinandersetzungen nur enden, wenn
    a) der gesamte Landstrich erst einmal entvölkert wird (politisch unpopulär)
    b) den Guerillas durch Zugeständnisse ihre Legitimation entzogen wird (aka die “diplomatische Lösung”) oder
    c) die Bevölkerung den Guerillas ihre Unterstützung entzieht und sie dadurch ihrer operativen Grundlage beraubt

    Lösung a) ist heute fast nur noch in Afrika beliebt, Lösung b) kann in diesem Fall (s.o.) nicht wirken da keine Form von Zugeständnissen ausreichen würden. Israel hat auf c) spekuliert indem sie den Libanesen zu zeigen versuchten “seht her das passiert wenn ihr diese Typen ins Land lasst”. Nur leider ging das nach hinten los, spätestens seit Qana.

  5. Die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich moecht ned in deren Haut stecken.

    Der hier: http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,429217,00.html gefaellt mir ganz gut. Israel wird vermutlich irgendwie doch in Richtung a.) tendieren muessen damit sie aus der Sache raus kommen und vielleicht verstehen die Libanesen irgendwann wem sie das verdanken.

    Andererseits ist die Sache mit der Demographie eben nicht weg zu diskutieren wie in dem von dir angefuehrten Artikel stark belegt wird.

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