Das Exempel

Mit einer gewissen Fassungslosigkeit beobachte ich wieder den israelischen Vormarsch in Gaza. Wegen einem (1!) einzigen Mann werden Dutzende Panzer eingesetzt, die Flieger zerstören das einzige Kraftwerk und einige Brücken, angeblich damit der Entführte nicht verlegt werden kann. Daß dabei massenhaft EU Steuergelder in Rauch aufgehen irritiert anscheinend nicht mal die Europäer. Komische Kerle.
Offensichtlich soll hier ein Exempel statuiert werden. Die Geiselnahme von Israelis in Zukunft verhindern. Man möchte irakische Zustände vermeiden.

Durch das verschachtelte Staatsgebiet, den verschlungenen Grenzverlauf und die ökonomischen Abhängigkeiten (vor allem der Einsatz palästinensischer Arbeitskräfte in Israel) können sich die Kontrahenten nicht einfach voneinander trennen. Das bedeutet im Umkehrschluß jedoch auch, daß der Konflikt nicht militärisch beigelegt werden kann, es sei denn eine Partei schafft es die andere durch eine enorme ethnische Säuberung zu eliminieren.

Mir persönlich geht diese Konflikt enorm auf die Nerven:

  • er zementiert die Ablehnung des Westens in der arabischen Welt
  • er kostet einen Haufen Geld (auch uns!)
  • er lenkt von viel dringlicheren Problemen ab (Demokratisierung / Staatenbildung im Nahen Osten, wirtschaftliche Entwicklung, Umweltschutz)
  • er dient als öffentliche Bühne für gewalttätige Breitmaulfrösche die sonst in muffligen Ecken bei mentaler Kleinstbeleuchtung vor sich hindämmern würden (Stichwort: "human firecracker")

Davon mal abgesehen ist das Abschneiden der Palästinenser von der Energiezufuhr eine Maßnahme, die wieder einmal fast ausschließlich auf die Zivilbevölkerung zielt. Ist das ein "kalter" Bürgerkrieg?

7 thoughts on “Das Exempel

  1. bei aller aufregung um fussball. da was im nahen osten abgeht find ich schlicht mal den hammer. ich definier einfach wer die regierung beeinflusst und fuehre dann einen angriffskrieg auf ein benachbartes land.

    der ganze westen wetzt sich die hacken ab dass der libanon mal wieder auf die fuesse kommt und dass die palaestinenser wenigstens unter halbwegs humanen bedingungen politische selbstfindung betreiben koennen um eventuell doch wieder in eine internationale staatengemeinschaft reinzumaeandern und israel schert sich nen dreck darum.

    klar ist die stimmung aufgeladen und klar ist natuerlich die geographische lage beengt, die kulturhistorische verheddert und die politische festgefahren. aber irgendwann ists echt mal gut. dass wir den israelis aus steuermitteln finanzierte uboote geben und im gazastreifen “entwicklungshilfe” finanzieren will mir nicht in den kopf. dass die hardliner in tel aviv oberwasser gewinnen ( ineressant auch: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,421441,00.html ) und tatsaechlich das thema militaerisch eskalieren anstatt mal ordentlich zu verhandeln geht mir nicht nur auf den wecker. ich finde es ausgesprochen dumm und es nimmt mir jeden respekt vor den beteiligten institutionen.

    im uebrigen will ja israel gerade ein groesseres kontingent dingos ( http://de.wikipedia.org/wiki/ATF_Dingo ) bei kraus maffey kaufen ( http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,424591,00.html ). vielleicht kaeme da ja wenigstens ein bisschen geld zurueck oder finanzieren wir die dinger auch ?

    ob das mit den 1000 gewuenschten Leopard II ( auch bestellbar bei http://www.kmweg.de/index.php) an die tuerkei besser wird bleibt abzuwarten. am ende sehen die auch kurden im libanon.

    andererseits hab ich genau das befuerchtet als die hamas im gazastreifen die wahl gewonnen hat.

    manchmal frage ich mich ob der westen ueberhaupt sinvolle beitraege im nahen osten leisten kann … oder ob man die nicht einfach alle mal ne weile in ruhe lassen sollte, im guten wie im boesen. diejenigen laender die den westen schaetzen und sei es nur als geldlieferant und oelabnehmer, suchen ohnehin den dialog. und wir sollten solang die ruestungssubventionen fuer israel in alternative und klimaneutrale energien stecken die uns vom oel abkoppeln.

    jetzt hab ich mich endgueltig als ignorant geoutet.

    und ich weiss auch dass das nicht passieren wird solange die wahl eines amerikanischen praesidenten von dessen wohlwollender haltung gegenueber israel abhaengt.

  2. Ich bin skeptisch, da die Verhandlungsbereitschaft auf beiden Seiten langsam auf dem Nullpunkt angekommen ist. Wenn man sich mal die Comments bei Reddit zu dem Thema durchliest fällt auf, daß dort eine genauso große Ratlosigkeit herrscht, obwohl klare Supporter beider Seiten ihren Senf dazu abgeben. Subjektiv erscheinen für mich die Palästinenser als die derzeit größeren Provokateure, alldieweil sie trotz einseitigem Abzug Israels munter weiter Raketen auf israelisches Gebiet abfeuern. Dem dortigen Chief of Command wird jetzt klar, daß die “Sicherheitszone” nicht den erwünschten Effekt hat.
    Im Kosmosblog wird heute etwas die Hintergründe beleuchtet. Durchaus lesenswert, auch wenn ich die etwas einseitige Stellungnahme des Autors nicht teile.

  3. nunja, militaerisch wird der konflikt nicht zu loesen sein, da die hisbollah militaerisch und logistisch doch besser aufgestellt ist als die palaestinenser und mit syrien ja noch ein player auf der reservebank sitzt, der die rechnung mit den golan hoehen noch offen hat. israel wird diese sicher niemals zurueck geben, weil man von dort den wasserzufluss ins jordan- tal kontrollieren kann. mit meiner beschraenkten taktischen sicht der eigentliche grund warum israel die hoehen ueberhaupt eingenommen hat, da der beschuss israelischen bodens durch die luftueberlegenheit jederzeit klar unterbunden werden kann.

    andererseits wird die usa niemals zulassen dass israel ueberrannt wird. sieht man ja schon an den aktuellen kommentaren aus washington.

    da bleibt nicht viel handlungsspielraum.

    meiner meinung nach braucht hier teheran nicht wirklich oel ins feuer zu giessen, damit das aufflammt. die steilvorlage fuer die hisbollah kam aus israel durch die eroefnnung eine ersten front. und die hisbollah hat genug aktivisten in israelischen gefaengnissen, fuer die sich der aufwand lohnt.

    wirklich daemlich war meiner meinung nach die entfuehrung von dem israelischen soldaten … ist ja noch n junge … durch die hamas. damit waere fuer mich klar dass die hamas doch gar keinen frieden wuenscht.

    insofern sehe ich das etwas anders als im Kosmoblog beschrieben.

    wenn sich israel militaerisch frei- schlagen will, dann muessen sie das sehr gruendlich und zu lasten einer humanitaeren katastrophe machen und dann stellt sich die frage ob sie mit geschlossenen grenzen ueberhaupt einen lebensfaehigen staat erhalten koennen.

    die ressource wasser ist fuer diverse parteien vermutlich das ausschlaggebende kriterium und wenn man mal die verteilung analysiert wird schnell klar dass es hier nur knallen kann, solange die gebietsfrage nicht anderweitig geklaert ist. (z.B. : http://www.washington-report.org/backissues/1095/9510013.htm aber auch bei der UNESCO oder der Weltbank)

    in die wasser gewinnung und verteilung geht dann auch der loewenanteil der auslaendischen hilfe, auch der deutschen, rein. zahlen dazu gibts ebenfalls bei der unesco und der weltbank (google “water distribution westbank”). da hat eigentlich jedes projekt ne dreistellige millionen hoehe.

    das ist doch ein teufelskreis. dier radikalisierung erfolgt ueber persoenliches leid und das wird in regelmaessigen abstaenden einzementiert indem man die infrastruktur sprengt. allein das ewerk- das in den ersten tagen der israelischen offensive gesprengt wurde hat vor allen dingen die komplette wasserversorgung still gelegt da die meisten pumpen in den palaestinensergebieten elekrisch betrieben werden.

    das ist meiner meinung nach die gigantische sauerei. 1.4 mio menschen ohne brauchbares wasser. kein strom, keine strasse … das ist ja alles noch einzusehen … aber kein wasser? das spuert jeder unmittelbar am eigenen leib. und durst ist in dem klima fast das schlimmste was man menschen antun kann.

    verschaerfend wird israel sicher niemals zulassen, dass irgendwer das volk irgendwann einmal auf die selbe art und weise unter druck setzen koennte.

    ich glaub der h2o- aspekt wird zu gern vergessen.

  4. ich glaub was mich am meisten aergert ist dass ich immer mal nach beirut wollte … aber zum einen ist ja wohl von dem alten glanz nicht mehr viel uebrig und zum anderen ists einfach ned wirklich sicher :o(

  5. Das Leiden der Zivilbevölkerung auf palästinensischer Seite zu betrachten ist eine merkwürdige Angelegenheit: Es wird von den politischen Führern bewußt in Kauf genommen, einerseits als taktischen Vorteil, anderseits um zweifellos die Opferrolle einzunehmen. Natürlich wird das unmittelbar durch die Israelis verursacht – aber über die Ursache sind sie sich genau bewußt. Beispiel: Wenn Selbstmordattentäter identifiziert werden, rücken die Israelis vor dem Haus der Familie an, holen alle raus und machen dann die Hütte mit einem Bulldozer platt. Das ist schon seit langer Zeit so. Dennoch scheint es nicht so zu sein, als ob darauf besonders viel Rücksicht genommen wird.
    Das ist die Crux der Israelis: Ihr Gegner ist gegenüber Verlusten fast unempfindlich. Am Ende kann es fast so sein, daß diese Auseinandersetzung derjenige gewinnt, der dauerhaft die höhere Geburtenrate hat :)

  6. ich wollt das nicht schreiben ;) wie gesagt … ich versteh auch ned wie die palaestinenser die hamas waehlen konnten. die stehen ja genau fuer die taktik ein.

    gruselig.

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