Wolkenbilder. Die Entdeckung des Himmels

Punkte: 10b Im Bucerius Kunst Forum am Rathausmarkt findet derzeit diese Ausstellung statt (noch bis zum 5.Sept). Motto Wolken - wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen und ist es auch wie ich finde. grep -i clouds *.* oder so. Meine Favoriten sind die alten barocken Schinken gleich links nach dem Eingang und zwei von Emil Nolde, das dritte mit Titel "Herbstmeer" paßte eigentlich nicht mehr rein und ist m.E. auch nicht so dolle. Richtig schön zu sehen auch Zeichnungen und Bilder von Goethe, dachte gar nicht daß der so gut malen kann. Aber ein Genie muß sowas ja auch beherrschen.. :-) Nolde muß ich mir jedenfalls mal vormerken für eine eingehendere Untersuchung. An der Ausstellung weniger gut ist die etwas düstere Beleuchtung. Es ist möglich, daß es dazu dient die Exponate zu schonen, aber an vielen Stellen war es mir trotzdem ganz einfach zu dunkel (oder ich sehe zu schlecht). Und dann ist noch einiges dabei das mir schlichtweg zu unspektakulär erscheint. Aber, wie immer ist es Geschmacksache.
John Constable:  London mit St. Paul, von Hampstead Heath  aus gesehen, um 1827-1830

Wenedikt Jerofejew : Die Reise nach Petuschki

Punkte: 9a Mann bin ich breit! Erstmal noch 200g Kubanskaja. Lemmas über die trüben Augen am Morgen ("Mit dem Auftauchen der Frau gerät jede Symmetrie durcheinander"), die Kriegserklärung von Tscherkassowo an Norwegen und der ausbleibende Bombenhagel und auf einmal die Fahrt in die verkehrte Richtung? Die Station war doch auf der linken Seite?
Es ist einfach unbeschreiblich. Genießt man aber am besten (wie hochprozentiges) in kleineren Dosen. aha

Troja

Punkte: 9b Ich weiß nicht was die alle haben, so schlecht ist der Film doch gar nicht.
Ein schöner Kerl ist dabei (damit die Freundin mitkommt.. *schnauf*schnauf* :-) ), es gehen massenhaft Sachen kaputt und die Deko ist mal wieder umwerfend. Klar hakt es in der Geschichte hie und da, aber es ist schließlich auch eine Sage, die bekanntermaßen öfter ein bißchen zurechtgezupft werden. Die relativ schwache Wertung kommt von der ziemlich miesen Schauspielerleistung (naja, sie mußten halt teilweise ordentlich dämliche Sachen sagen), den völligen Verzicht auf Humor und die Fehlbesetzung von Paris und Achilles. Was B.Pitt in dem Streifen verloren hat verstehe ich nicht. Aber den schwulen Elf dazu einzusetzen, im Überschwange von männlichem Lecker-lecker mal eben die weichgezeichnete Helena mitzunehmen ist schon wirklich ein Hammer. Der fehlte nur noch das Bauchnabelpiercing.
Ein Pluspunkt das Licht, die verwaschenen Farben, wie man sie aus den alten Sandalenfilmen kennt. Großer Gegensatz zu den episch-knallbunten Landschaften z.B. vom Herrn der Ringe. Sonst fällt mir nicht viel ein, es war eigentlich ganz recht aber nochmal hingehen würde ich nicht.

Bill Bryson: Down Under

Punkte: 8a Dieser Erzählung ist ein Versuch Bryson's, die auf mehreren Reisen gewonnenen Erkenntnisse über Australien dem Leser in heiterer Form nahezubringen. Dabei bringt er auch die unglaublichsten Geschichten die er in gewohnt lustiger Form herüberbringt. (siehe u.a. "a walk in the woods.."). Leider bin ich diesmal aus mehreren Gründen über das Ergebnis etwas enttäuscht. So bereist er, und interessiert sich in seinen Büchern ausschließlich über angloamerikanische Länder, das den sonstigen Tenor der Weltoffenheit ziemlich reduziert. Man kann sich Bryson einfach nicht im afrikanischen Busch vorstellen. Im australischen schon, allerdings immer schön in der Mitte von Leihwagen, Motels und geregelten Mahlzeiten. Demnach ist das Ganze auch nicht sonderlich aufregend. Bis auf wirklich kleinere Details (verfolgt von unsichtbaren (sic!) Hunden in einem Park..) passiert auch nichts Besonderes. Bitte nicht falsch verstehen, das Buch ist natürlich nicht schlecht aber dennoch verglichen mit anderen Bryson-Büchern recht öde. Ein Mensch, der mit viel Schotter auch tolle Reisen machen kann und das recht ansprechend dokumentiert wäre beispielsweise dieser hier obwohl es wahrscheinlich auch ein ganz grauenhafter Poser ist. Jedenfalls jemand mit ausreichend viel Freizeit ;-))
Zurück zu Bryson würde ich sagen, ist zwar nett aber empfehle ich nicht weiter. Und wenn sich jemand das Buch von mir ausleiht und es nicht mehr zurückbringt merke ich's wahrscheinlich nie.

Hans-Jürgen Massaquoi : Neger, Neger, Schornsteinfeger!

Punkte: 10a Das ist eine Biographie über ein äußerst ungewöhnliches Leben: Als Schwarzer (Mama Deutsche) in den 20er Jahren in Deutschland geboren, erlebt er seine komplette Jugend in Hamburg während der Nazizeit und des Krieges, ohne daß er größers zu Schaden kommt - er ist einfach schon zu exotisch! Das Buch ist auffallend angenehm geschrieben, kommt fast ohne den moralischen Zeigefinger aus und beschreibt einfach die Zeit so wie er es erlebt hat - dadurch liest es sich ziemlich gut. Leider geht er zuweilen ein bißchen in die Falle jeder (Auto-)Biographie und wird m.E. zu überlegen, fehlerlos. Dann gibt es an manchen Stellen wieder kleine Löcher, die um so mehr auffallen, waren die Jahre davor doch recht durchgehend beschrieben. Aber das sind nur Nickligkeiten.

Verschwende deine Jugend

Punkte: 12A das is ja sooo geil!!!! Das ist einfach ein fantastischer 80er Jahre Streifen. Übers Älterwerden (was für ein Schaum?!?!), Vögel und natürlich NDW satt. Wobei ich dem nicht zustimme, daß das alles nach ein paar Monaten vorbei war. Wars nicht. Macht aber nix. Grande Finale, super Musik, klasse Schauspieler, einfach eine Perle aus dem Nichts. YEAH!

Master and Commander : The Far Side of the World

Punkte: 11A Master and Commander hat mich total aus den Socken gehauen. Vielleicht liegt es nur an dem maritimem Setting. Nein, an diesem Film stimmen einfach einige Sachen, die mir immer sehr wichtig sind. Zuallererst schauspielerisch tadellos, ich mag ja Russell Crowe recht gern und auch der Doktor (Paul Bettany) ist ziemlich überzeugend. Da gibts nix zu meckern. Dann die Stimmung - dadurch, daß nicht viel glattgebügelt wird, macht man fast die gleichen Höhen und Tiefen der Mannschaft durch - auch das Meer und die Lage an Bord kommt gut rüber. Am Anfang, als plötzlich die Kanonenkugeln ringsum einschlagen zieht man selbst ganz schnell den Kopf ein - einen ähnlichen Effekt habe ich bisher nur am Anfang des ansonsten grottigen "Saving Private Ryan" erlebt. Dann -fast das Wichtigste- das Tempo: Gut gelungen, es wird selbst bei Gefechten nicht hektisch und der Spannungsbogen ist zwar eher flach, hat aber auch keine großen Dellen und Beulen. Ich möchte mal behaupten, daß das der beste Segelschiff Streifen war den ich bisher gesehen habe.
Der einzige Wermutstropfen höchstens die Spezialeffekte an manchen Stellen. Meistens sind das Totale vom Schiff im Meer, an dem die Übergänge im Kielwasser bzw. dem Wasser direkt neben dem Rumpf besonders deutlich werden. Ich bin aber auch pingelig!!

Christopher Buckley: Danke, daß Sie hier rauchen

Punkte: 9A Wenn ich das Ding nur auf Englisch gelesen hätte, dann gäbs noch richtig dick Punkte drauf. So wie die Sache liegt leider nicht so viele, aber das liegt im wesentlichen an der etwas holprigen und inhomogenen Übersetzung ins Deutsche. Wobei man sagen muß, daß das angesichts der lockeren Sprüche wohl auch keine leichte Aufgabe war. Abgesehen davon ist es der Brüller. Herrlicher schwarzer Humor, die Hauptfigur der Pressesprecher der Tabakindustrie der USA, die sich verzweifelt gegen eine Horde Krebspatienten mit Anwälten im Anschlag wehren muß. Und das macht er richtig gut, der Kerl. Viele gute Beobachtungen und ein gehöriger Schlag Situationskomik runden das alles ab. Zwischendrin hat er einen zwielichten Boss am Hacken, zieht in TV-Shows so richtig einen vom Leder und verhält sich auch nicht gerade zurückhaltend mit ein paar hechelnden Damen. Hachja.. :-)

Open Range

Punkte: 10a Das ist was für alte Leute, nix für die völlig überreizte Knallbum Generation. Dieser Western kommt ganz gemächlich daher und beschleunigt selbst beim Showdown nur unwesentlich. Ich hatte meine rechte Mühe, die Dialoge im Orginalton zu verstehen. Vor allem Robert Duvall (herausragend) brabbelte nur ganz undeutlich unter seinem Hut vor. Aber das geht auch so ganz hervorragend. Am Anfang denkt man, *huch*, das ist ja eine Marlboro-Werbung.. die geht weiter .. und weiter .. Das ist etwa das Niveau der Landschaftsaufnahmen. Prima Kamera! Die Geschichte, so einfach (und wie oft schon dagewesen) sie auch sein mag kommt unaufdringlich rüber, selbst die zarte Annäherung Costners zu der schon etwas abgestanderen Dame geschieht ohne größere Peinlichkeiten . Einziger Lapsus: "das ist nicht seine Frau - das ist seine Schwester!!" rief Erinnerungen an StarWars wach, aber das ist auch schon alles. Ich habe das Ding sehr genossen. Kleinigkeit am Rande: Endlich wird mal einigermaßen klar gemacht, wie schwierig es ist, mit einem ollen Colt irgendwas, das mehr als ein paar Meter weg ist zu treffen. Reingehen, auch wenn es auf Deutsch vermutlich etwas problematischer ist.